Morgens willste nich, und abends kannste nich!

(Ein Berliner Gassenhauer von Emil Hartmann)

Ach, ich bin ganz desparat,
weil mein Schatz versetzt mich hat.
Gestern, Sonntag, schrieb er mir ‘nen Brief,
er könnte effektiv nich kommen, sonst gings schief.
Na, das hat mich sehr erbost,
hätt gar zu gern mit ihm gekost.
‘s ist doch klar, daß die Benehmität
unsereins ans Herze geht.

Morgens willste nich und abends kannste nich
Mit mir promeniern, mein Schatz, das ist doch fürchterlich
Morgens willste nich und abends kannste nich
Mit mir promeniern, mein Schatz, das ärgert mich.

Unter dem Kastanienbaum
träumt‘ ich einst den schönsten Traum
Damals war noch unsre Liebe neu
und du warst nebenbei verhältnismäßig treu.
Doch jetzt komm ich auf die Spur,
du hast noch ‘ne Nebentour
O du Falscher, ärgern tut mich das,
aber du warst stets so‘n Aas.

Morgens willste nich und abends kannste nich
Mit mir promeniern, mein Schatz, das ist doch fürchterlich
Morgens willste nich und abends kannste nich
Mit mir promeniern, mein Schatz, das ärgert mich.

Ach, mir platzt die Galle fast,
weil du noch ne Kalle hast!
Ausgelöscht bist du in meiner Brust,
und nächsten Sonntag just hab ick mal keene Lust.
Könntest dreiste vor mir knien,
janz umsonst wär dein Bemühn
Lächelnd spräch ick: "Sparen Sie den Effekt,
bitte, ach bleiben Sie doch bedeckt!"

Morgens willste nich und abends kannste nich
Mit mir promeniern, na schön, es geht auch ohne dich.
Morgens willste nich und abends kannste nich
Mit mir promeniern, na schön, wenn nich, dann nich!